Skål ...

... alter Finne.

Ich schaue aus dem Fenster und sehe GRÜN ... es leuchtet. Es tanzt im mild-warmen Frühjahrswind und hat sich binnen einer Woche als Vorhang vor meinen Balkon gelegt. Ich bin total verliebt und war tatsächlich überwältigt als ich Samstag die Küche betrat. In der Nacht zuvor bin ich von einer 5-Tages Exkursion Helsinki zurück gekehrt. Fünf Tage knapp fünf Wochen zurück in der Zeit. Es war kalt, nebelig trüb und kurzzeitig regnerisch. Wirklich etwas bedrückend wenn man schon im Frühjahrsmodus läuft. Dort oben im kalten Norden hatte soeben die Tulpen- und Narzissensaison begonnen. Dank FaceTime nach Berlin wussten wir, dass Deutschland bereits etwas schwitzt und ich ärgerte mich etwas den Wollpulli wieder ausgepackt zu haben. Es waren Temperaturen um die 10-12 Grad angegeben, die gefühlt allerdings nie erreicht wurden. Zumindest hat das Wetterradar gefühlt im Minutentakt seine Meinung geändert. Dort Prognosen abzugeben ist vermutlich wie Lotto spielen.



Apropos Glücksspiel...das scheint eine weniger heimliche Leidenschaft der Finnen zu sein. Für jede freie Minute gab es dort die Möglichkeit einen kleinen Geldbetrag in Maschinen zu stecken und bunte Knöpfe zu drücken.

- Frau beim Wocheneinkauf - Mann am Automaten (vielleicht auch umgekehrt)
- die Metro kommt in 10min - Automat im Kiosk
- draußen zu kalt - ab an den Automaten

Sauber, ordentlich und Teilzeitbetrunken... so haben wir sie erlebt. Offen,freundlich und kommunikativ...der Alkohol macht aus Einigen traurige Gestalten aber das ist in unseren Breitengraden nichts anderes.

Helsinki ist eine Stadt der Kontraste. Architektonisch ein Kessel Buntes der letzten 2 Jahrhunderte. An einer Ecke schaut man auf Bauten die an Metropolis oder Gotham City erinnern. Im Zwischenraum pastellige Holzhäuser die einen vergegenwärtigen lassen, dass man in Skandinavien ist. Sympathische Stücke aus den 60er und imposante Architektur der Moderne. Insgesamt bekommt man den Eindruck, dass einfach mehr möglich ist. Auch die Nutzung der Gebäude ist einfach nachhaltiger. Eine öffentliche Bibliothek ist keine staubige Einrichtung für Taschenromane und veralteten Reiseführern. Dort trifft man sich, nutzt neue Medien oder führt sich einfach die Tagespresse zu Gemüte. In der Universitätsbibliothek war über mehrere Geschosse kaum noch ein Platz zu ergattern. Jeder Arbeitsplatz wurde genutzt um ernsthaft zu studieren oder einfach soziale Kontakte zu pflegen. Es ist eine andere Art der Tagesstätte ... nur für Studenten. Die Gemeinschaft hat einen anderen Stellenwert.  Helsinki ist keine große Stadt. Es zählt weniger Einwohner als Leipzig aber ich würde behaupten, man lebt weniger aneinander vorbei.

Kiasma - Museum

Kampii Kapelle


Stadttheater


Alvar Aalto Campus

Alvar Aalto Campus

Saunatahlin - Schule

Kindergarten










Der Architekt berührt, der Ingenieur hüpft.

Berufe raten. Machen sie eine typische Bewegung.
Unsere Truppe hat die Stadt optimal genutzt um viel zu sehen. Wir haben womöglich einen kuriosen Eindruck gemacht, als wir alles berührt und Details fotografiert haben. Wie ist das Licht und wie verhält sich der Schall. Man streicht, schnippst und starrt. Man zeigt und macht bogenförmige Handbewegungen. Fast jedes Gebäude wurde in seiner Oberflächenbeschaffenheit ertastet.
Am letzten Tag kamen wir an eine Brücke, die von einer größeren Gruppe inspiziert wurde. Man rüttelte an Blechen und hüpfte vor sich hin. Bauingenieure wollen es eben auch genau wissen.

Finnland ist eine Reise wert. Wer sein Gemüt schnell an die Wetterlage anpasst dem empfehle ich ausschließlich die Sommermonate.

Hier ein musikalischer Beitrag. Passend zum Thema : Architecture in Helsinki