Die unergründlichen Verhaltensweisen Busreisender…

…und was essen wir als nächstes?!

In ungefähr einer Woche beginnt das neue Semester. Knapp 2 Monate vorlesungsfreie Zeit verflogen in Mach3-Geschwindigkeit. Trotz der häufigen Krankheitspausen konnte ich ein paar zusätzliche Stunden anhäufen, um diese in ein längeres Wochenende Berlin und eine gute Woche Usedom zu investieren. Die Vorfreude war trotz Schlecht-Wetter-Prognose riesig. Die venezianische Reisegruppe vereint für ein Wochenende in der liebenswert rotzigen Hauptstadt.


Als ich es am Donnerstagnachmittag mit eindeutigem Übergepäck zum Fernbus in Leipzig geschafft hatte dachte ich, dass mir keiner mehr etwas anhaben könnte. Nichts und niemand…es bestand sogar kurz die Chance auf einen freien Nebensitz im Bus. Diesen hätte ich mit Sicherheit bekommen, wenn sich eine Handvoll Mitreisender an die gleichen Spielregeln gehalten hätte wie ich es tat.
Ich warte bis der Bus gestartet ist, um mich dann auf den zweiten Sitz auszubreiten. Das macht man einfach so…bzw. ich mache das anscheinend so. Der Rest der Fernbusreisenden hält nicht viel davon und besteht auf den unrechtmäßigen Freiraum neben Ihnen. Die Situation verhält sich anders, wenn man in einem Restaurant keinen freien Tisch mehr entdecken kann. Dann heißt es Pech gehabt und nicht „können wir uns dazu setzen“! Oder in einer halbleeren Straßenbahn setzt man sich auch nicht zu einem Fahrgast dazu. Man sollte auch in der Warteschlange an der Supermarktkasse stets einen Tanzbereich á la dirty dancing wahren. Aber in einem Bus mit begrenzten Sitzplätzen sitzt man metaphorisch zusammen in einem Boot und sollte in diesem Fall Rücksicht auf seine zeitlich begrenzten Wegbegleiter nehmen.
Um auf den Punkt zu kommen…die Dame vor mir, das telefonierende Mädchen hinter mir und ein paar vereinzelte Einzelkämpfer sahen sich nicht dazu in der Lage den beschränkten Raum zu teilen, also ereilte mich das „Glück“ eines Nachbarn.

Prinzipiell stört es mich wirklich wenig. Zumal besagter Nachbar gleich den Griff für den größtmöglichen Sicherheitsabstand betätigte und uns 10-20cm mehr Platz von Arm zu Arm verschaffte. Nachdem ich beim letzten Fernbuserlebnis mit dem ausladenden Körper eines mir völlig fremden Mannes zu viel Kontakt aufnehmen musste, war ich für diese erste Tat kurzzeitig äußerst dankbar. Jedoch man kann es fast erahnen, war dieser Zustand mit dem Starten des Busses binnen von Sekunden zerstört. Mein Nachbar auf Abstand zückte Proviant. Eine Papiertüte mit Brotwaren und eine…*atmen*…Dose in Öl eingelegter Sardellenfilets. SARDELLENFILETS in einem Bus…einem halb abgeschlossenen System das nichts Unbefestigtes in Kurvenlage an seinem Platz zu halten wagt. Mir würde es nicht im Traum einfallen einen Döner in der Straßenbahn auszupacken oder für eine Zugreise noch schnell eine Portion gebratener Chinanudeln zu erstehen. Aber anscheinend kann ich diesen sozialen Gedanken nicht von Jedem erwarten.
Somit begann die erste halbe Stunde meines Urlaub mit einem teilweise angsterfülltem Blick gen Fischdose. Es ist ja nicht so, dass sich besagter Fischliebhaber so etwas wie Besteck eingepackt hat. Eine kleine Plastikgabel und dazu ein paar Feuchttücher hätten bei dem Einkauf doch auf die Schnelle drin sein können. Nein, man entnimmt die zarten Filets mit den Fingern der Dose um sie in ein aufgebrochenes Brötchen zu legen. Versucht dabei noch möglichst viel vom Öl auf den kleinen Reisetisch zu verteilen und in den wackeligen Kurven mittels Ellenbogen die Dose vor der Reise auf meinen Schoss abzuhalten. Von den olfaktorischen Genüssen mal ganz abgesehen.
Nun, alles hat ein Ende…auch der Inhalt einer kleinen Konserve. Die anschließende Weiterfahrt war bis auf die kurze Drohung des Nachbarn sich die Schuhe auszuziehen ganz entspannt.
Wenn ich mich am Ostermontag wieder in den Bus nach Leipzig setze, hoffe ich auf weniger Fisch, weniger Körperkontakt und mehr Platz.


District Mot

Die Reise hat sich jedoch gelohnt und wir hatten viel Spaß, bis auf eine Pizzabestellung wirklich gutes Essen (in kürzeren Abständen als von mir angekündigt) und eine Runde teuer tanzen.
Ich liebe Berlin...

Neue Heimat Berlin


kritische Architekten

Berlin sunset

Berlin Blackout

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